Zwischen Begeisterung und Bauchgrummeln: Warum nicht jede „perfekte“ Stelle für dich gemacht ist

Es gibt diese Momente, in denen eine Stellenausschreibung klingt, als wäre sie für dich geschrieben.
Das Thema passt, die Werte klingen richtig, die Aufgaben scheinen wie gemacht für deine Stärken.
Und doch bleibt da ein leises Unbehagen.
Ein Gedanke, der sich nicht wegargumentieren lässt: Will ich das wirklich oder will ich nur, dass es passt?

Ich stand genau an diesem Punkt. Und du kennst das auch.
Auf dem Papier sprach alles dafür.
Aber in der ehrlichen Auseinandersetzung merkte ich: Zwischen können und passen liegt eine Welt. Genauer hingeschaut heißt das:

Kompetenz ist nicht gleich Resonanz

Ich kann vieles.
Strukturen bauen, Menschen zusammenbringen, Prozesse leiten, Veränderung begleiten.
Aber das heißt nicht automatisch, dass ich überall richtig bin.
Manchmal ist es ein feiner Unterschied zwischen fähig sein und im richtigen Umfeld wirken können.

Diese Erkenntnis macht es dennoch nicht immer einfach. Vielleicht kennst du das auch. Sie ist eine Form von innerer Klarheit, die wir Scanner-Persönlichkeiten uns oft zu spät erlauben.
Wir sehen Potenzial in allem und übersehen manchmal, dass nicht jedes Potenzial auch Heimat ist.

Ein ehrlicher Check mit mir selbst

Also habe ich mir die Zeit genommen, genau hinzuschauen.
Und nein, das waren keine Selbstzweifel, sondern ganz bewusste Selbstführung.
Ich habe mir Fragen gestellt wie:

  • Wo entsteht Energie und wo verliere ich sie?

  • Welche Aufgaben bringen mich in den Flow, welche in den Funktionsmodus?

  • Wo dient mein Können wirklich und wo kompensiert es nur eine Lücke im System?

Das Ergebnis war eindeutig:
Ich kann Projekte managen und Dokumente adminstireren. Aber ich will gestalten.
Ich kann Prozesse sichern und verstehe Regeln. Aber ich will Sinn stiften.
Ich kann Strukturen verstehen und ihre Notwendigkeiten. Aber ich will sie lebendig machen.

So ist einfach mein Profil.

Wo ich passe und wo eben nicht

Ich passe dort, wo Menschen Neues wagen.
Wo Systeme bereit sind, sich zu bewegen.
Wo Gespräche nicht nur der Abstimmung dienen, sondern der Erkenntnis.

Ich passe weniger dorthin, wo Wandel ein Etikett ist.
Wo Prozesse wichtiger sind als Menschen.
Wo das Tempo der Sicherheit halber gedrosselt wird, bis nichts mehr in Bewegung bleibt.

Das meine ich nicht aus arroganter Haltung, sondern aus der Achtung meiner Persönlichkeit heraus.
Jede:r hat sein Spielfeld.
Und wir dürfen lernen, unser eigenes zu kennen, dafür einzustehen und unsere Bedürfnisse zur Selbstwirksamkeit zu respektieren.

Authentizität heißt auch: Nein sagen können

Viele Menschen in meinen Coachings kennen diesen Punkt.
Sie sind fähig, engagiert, anpassungsfähig und doch spüren sie, dass etwas nicht rund läuft.
Oft liegt es nicht an den Menschen oder der Aufgabe, sondern an der stillen Diskrepanz zwischen innerer Haltung und äußerem System.

Mut bedeutet dann nicht, sich zu beweisen.
Mut bedeutet, stimmig zu bleiben.
Auch wenn das heißt, etwas nicht zu tun, das man objektiv „gut könnte“.

Mein Tool dafür: der „Authentizitäts-Check“

In meinen Coachings nutzen wir ein einfaches, aber wirksames Tool – den Authentizitäts-Check.

Damit kannst du für dich selbst prüfen, ob eine Aufgabe, ein Job oder eine Entscheidung wirklich zu dir passt.
Es basiert auf deinen individuellen Motiven, Werten und Energiequellen, also auf dem, was dich im Kern antreibt.

Das Beste daran:
Du kannst es selbst anwenden, jederzeit und ohne extra Termin.
Weil Klarheit kein Luxus ist, sondern ein Muskel, den man trainieren kann.

Für mich selbst sah das gnadelose Ergebnis für eine interessante Stelle so aus:

Der Kern des attraktiven Missmatch:

  1. Systemischer Clash.
    Ich bin Gestalterin, Sinnarchitektin, Coachin: keine Projektadministratorin.
    Diese Rolle wäre überwiegend administrativ, mit etwas Netzwerkpflege und wenig Gestaltung.
    Excel-Tabellen, Listen, Berichte: all das kann ich, aber es erfüllt mich nicht.
    Nach kurzer Zeit würde ich mich fragen:
    „Warum baue ich nicht einfach mein eigenes Netzwerk, mit mehr Freiheit und Sinn?“

  2. Taktung & Tempo.
    Ich arbeite schnell, intuitiv, vernetzt.
    Solche Strukturen folgen dem Takt von Förderzyklen, Sitzungen und politischen Freigaben.
    Ich würde mich fühlen, als würde ich mit angezogener Bremse laufen.
    Mein System braucht Dynamik, nicht Verwaltungsrhythmus.

  3. Fokusverschiebung.
    Meine Wirkkraft entsteht im Menschenraum: Coaching, Reflexion, Klarheit.
    Diese Rolle verlangt Prozessdisziplin und Stakeholderpflege, keine Tiefenarbeit.
    Ich würde mein Potenzial dort unter Wert verkaufen.

  4. Identitätsdissonanz.
    Im Bewerbungskontext müsste ich mich klein machen – „Projektmitarbeiterin“ –, obwohl ich im Mindset Strategin und Gestalterin bin.
    Das würde mich innerlich spalten und gegen mein Motivfeld Autonomie – Gestaltung – Wirkung laufen.

  5. Reiz-/Strukturkonflikt.
    In solchen Organisationen arbeiten Menschen, die Struktur, Sicherheit und Verlässlichkeit lieben.
    Ich dagegen brauche Bewegung, Ideen und echten Kontakt.
    Da ist niemand falsch. Wir schöpfen einfach aus unterschiedlichen Quellen: die einen aus Ordnung, die anderen aus Lebendigkeit.
    Und beides hat seinen Platz, nur eben nicht immer im selben Raum.

Fazit: Erfolg ist kein Beweis für Passung

Ich habe gelernt: Nur weil man erfolgreich ist, heißt das nicht, dass man richtig steht.
Manchmal ist die mutigste Entscheidung, etwas nicht zu tun und damit Raum zu schaffen für das, was wirklich Resonanz hat.

Das ist für mich gelebte Nachhaltigkeit:im Innen wie im Außen.

Führung beginnt da, wo es unbequem wird, genau dort fängt Wirkung an.
Deine Kristin von #Gedankenakrobaten

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