Gehaltsverhandlung in der Krise: Ein Tabu oder ein Reifetest

„Jetzt ist doch wirklich nicht der richtige Zeitpunkt…“
Diesen Satz höre ich in meinen Coachings ständig – und dabei geht es nicht um Trennungen, sondern um Gehaltsverhandlungen. Obwohl… so unterschiedlich ist das gar nicht.

Denn ganz ehrlich: Dein Job ist wie eine Beziehung. Und spätestens, wenn dein Partner – äh, Arbeitgeber – in der Krise ist, zeigt sich, wie belastbar eure Verbindung wirklich ist.

Also, was tun, wenn die Firma stöhnt, das Geld knapp ist und du dich fragst: „Darf ich überhaupt mehr Gehalt verlangen?“

Erste Erkenntnis: Wer liebt, darf trotzdem fordern.

… oder für den das zu hart klingt: “für sich einstehen.” Nur weil’s gerade schwierig ist, heißt das nicht, dass du automatisch verzichten musst.
In der Liebe würdest du ja auch nicht sagen:
„Oh, mein Partner hat gerade Stress – ich nehm mich mal komplett zurück, sag nix und hoffe, dass sich alles von selbst regelt.“

Bullshit. Du würdest sagen:
„Ich versteh deine Situation. Zugleich zählen meine Bedürfnisse auch.“

Genauso ist das im Job. Krise hin oder her: Deine Arbeit ist nicht weniger wert, nur weil die Zeiten härter sind.

Typische Fragen, die mir im Coaching begegnen – und meine Antworten, die dir die Augen öffnen könnten

1. „Aber wenn die Firma gerade kämpft – ist das nicht taktlos?“

Gegenfrage: Ist es taktlos, in einer langjährigen Beziehung mal zu sagen, dass man sich nicht mehr gesehen fühlt?
Nein. Es ist ehrlich. Es ist notwendig.
Und manchmal ist genau dieser Moment der Wendepunkt.

Wenn dein Arbeitgeber nicht völlig am Abgrund steht (Spoiler: die meisten tun nur so), kannst du ruhig anklopfen. Du forderst ja keine Rolex – du forderst Anerkennung. Wertschätzung. Perspektive.

2. „Und wenn wirklich nix geht – was dann?“

Dann mach’s wie in einer Ehekrise:
Paartherapie. Oder Trennung light.

👉 Vielleicht sind reduzierte Stunden bei gleichem Gehalt ein Weg.
👉 Oder eine Weiterbildung, die dich weiterbringt.
👉 Oder eine befristete Lösung mit Exit-Option.

Du bist nicht machtlos. Du bist kreativ.

3. „Aber ich will doch loyal sein…“

Klar. Und das ehrt dich.
Aber wie loyal ist ein Partner, der dir jahrelang nicht zuhört und deine Bedürfnisse ignoriert?

Loyalität ist keine Einbahnstraße.
Sie bedeutet nicht, alles zu schlucken. Sie bedeutet, ehrlich zu kommunizieren – und Konsequenzen zu ziehen, wenn sich nichts ändert.

Mein Coaching-Mantra: Wer nicht flirtet, rostet

Will heißen: Check deine Alternativen. Immer.

Nicht, um gleich fremdzugehen – sondern um zu wissen, was du wert bist.
Denn nur wer seinen Marktwert kennt, kann auch souverän verhandeln.
Und: Wer flirtet, hat bessere Gespräche zu Hause. #DatingLogik

👉 Wie zahlen andere Firmen?
👉 Wie flexibel sind sie?
👉 Was ist „State of the Art“ in deiner Branche?

Das hat nichts mit Illoyalität zu tun – sondern mit Selbstachtung.

Und jetzt? Ran an den Beziehungs-TÜV

So bereitest du dein Gespräch vor – mit Herz, Hirn und Haltung:

  1. Mach den Realitätscheck.
    Was geht im Unternehmen ab – und was sind Mythen?

  2. Hol dir Argumente.
    Was leistest du konkret? Was bringst du ein?

  3. Werde klar.
    Was willst du? Was ist dein Plan B?

  4. Trainiere dein Gespräch.
    Ja, wirklich: vorm Spiegel. Mit deiner besten Freundin. Oder in meinem Coaching.

  5. Handle!
    Sprich es an. Ruhig, sachlich, klar. Kein Drama. Kein Jammern. Nur du, mit einer Haltung, die zeigt: Ich bin Profi. Und ich weiß, was ich wert bin.

Und wenn alles nichts hilft?

Dann kommt der letzte Schritt: die faire Exit-Verhandlung.

Du sagst klar, was du brauchst. Du zeigst auf, was du bereits in Aussicht hast. Und du gibst deinem Arbeitgeber die Chance, dich zu halten – bevor du gehst.

Das ist nicht Erpressung. Das ist Beziehungspflege.
Entweder, ihr kommt gestärkt raus – oder es ist Zeit für ein neues Kapitel.

Fazit: Gehaltsverhandlungen in der Krise sind kein Tabu. Sie sind ein Reifetest.

Du darfst fordern. Du darfst hinterfragen. Du darfst neue Wege gehen.
Und du darfst erkennen:
„Ich bin mehr als nur die, die funktioniert.“

Denn Liebe – äh, Arbeit – heißt auch: gesehen werden.