
Führen ist wie Tanzen auf Glatteis – Wer stehen bleibt, fällt!
Selbstführung, Fremdführung, organisationale Führung – drei Begriffe, bei denen jede:r halbwegs erfahrene Leader:in erstmal zustimmend nickt. Und dann? Fällt er/sie trotzdem auf die Nase. Warum? Weil Führung nichts mit PowerPoint, dafür aber sehr viel mit Persönlichkeitsphysik, Ego-Balance und politischer Choreografie zu tun hat.
Teil 1: Selbstführung – Wenn dein Hirn „Action!“ schreit und dein Körper „Atmen!“
Stell dir vor, du stehst in einer Situation voller Druck, Stress, Chaos. Und dein erster Impuls ist: Mach es! Schnell! Jetzt! Zack – losrennen, anpacken, lösen.
Willkommen in der roten Ecke des Persönlichkeitsrings. Doch bevor du dir selbst auf die Schulter klopfst, sei gewarnt: Neben dir steht ein Kollege, der sich lieber erstmal zurückzieht, analysiert, ein Excel-Sheet baut und dann in 14 Tagen mit einem perfekt strukturierten Konzept um die Ecke kommt.
Du findest das anstrengend? Ja, er dich auch.
Und hier beginnt das Drama der Selbstüberschätzung: Wir alle halten unseren Stressimpuls für den einzig wahren. Dein Gehirn verkauft dir dein Verhalten als logisch – dabei ist es oft nur neurophysiologisch programmiert.
Die erste große Führungslektion: Du bist nicht objektiv. Keiner ist das. Aber genau da liegt die Kunst: Nicht jedem Impuls zu folgen, sondern innezuhalten. Sich selbst zu führen bedeutet, die eigenen Reflexe zu erkennen – und dann vielleicht doch mal nicht auf sie zu hören. (Atmen hilft. Ehrlich.)
Und es bedeutet: anderen zugestehen, dass ihr Impuls auch „richtig“ ist – nur eben anders. Klingt nach Yoga, ist aber verdammt harte Arbeit. Willkommen im Deep Dive der Selbstführung. Handlungsverbot für Ego-Trips inklusive. Lass uns gern sprechen, wenn du mehr wissen willst.
Teil 2: Fremdführung – Rollen statt Stellen. Menschen statt Maschinen.
Hier kommt der zweite Führungsmythos um die Ecke: „Teams sollten divers sein.“ Klingt gut, oder? Tja, blöd nur, dass du in der Realität selten dein Dreamteam aus dem Katalog bekommst. Stattdessen übernimmst du ein bunt zusammengewürfeltes Haufenwesen mit Eigenheiten, Ecken, Macken – und einer Stellenbeschreibung, die vermutlich noch aus der Vor-Corona-Ära stammt.
Was also tun? Neu casten geht meist nicht. Aber umdenken geht. Nicht in Aufgaben denken, sondern in Rollen. Menschen sind mehr als ihre Jobtitel. Vielleicht ist deine Vertrieblerin auch ein Social-Media-Nerd. Oder der Projektmanager eigentlich ein exzellenter interner Netzwerker.
Führung bedeutet heute: Talente entdecken, die in keinem Lebenslauf stehen. Und sie dann so einsetzen, dass Menschen nicht nur „funktionieren“, sondern aufblühen. Ja, das klingt kitschig. Ist aber verdammt effektiv.
Denn wer Dinge macht, die zu seinen natürlichen Stärken passen, arbeitet nicht nur besser, sondern mit mehr Bock. Und Motivation ist ein unterschätzter Performance-Booster – ganz ohne Bonuszahlung.
Teil 3: Organisationale Führung – Der Moment, wenn Politik wichtiger wird als Produktivität
Jetzt wird’s bitter. Denn hier reden wir von dem Teil der Führung, der mit idealistischer Klarheit so gar nichts zu tun hat.
Du glaubst, du hast eine geniale Idee, die das Unternehmen effizienter, kundenfreundlicher, zukunftsfähiger macht? Herzlichen Glückwunsch. Jetzt schau zu, wie sie zerschellt. An Macht. An Politik. An Rentenplänen des Vorstands. Willkommen im Maschinenraum der Realität.
Organisatorische Führung ist das Game of Thrones des Leaderships. Nur dass du kein Schwert hast, sondern Flipcharts.
Mein persönliches Highlight? Du präsentierst ein durchdachtes Effizienzkonzept – und wirst dann ignoriert, weil du nicht Teil des informellen Zirkels bist, der nach dem dritten Kaffee in der Chefetage Entscheidungen trifft.
Lektion Nummer 1: Logik ist keine Währung im innerbetrieblichen Mikrokosmos. Lektion Nummer 2: Du musst dich entscheiden – kämpfst du? Oder wählst du deinen Tanz auf dem Parkett mit strategischer Grazie?
Gute Führung erkennt den Unterschied zwischen Veränderbarkeit und Vergeblichkeit.
Wer in jeder Schlacht siegen will, brennt aus. Wer klug ist, wählt seine Schlachten. Und weiß: Manchmal ist das diplomatischere „Okay, dann halt nicht“ das smartere Führungsmanöver als das heroische „Ich zieh das durch!“
Fazit: Führung ist kein Lehrbuch. Es ist ein verdammt wackliger Balanceakt.
Führung heute bedeutet:
die eigenen Muster erkennen – und trotzdem flexibel bleiben,
Menschen jenseits ihrer Jobtitel sehen – und sie fördern,
systemische Absurditäten akzeptieren – ohne sich selbst aufzugeben.
Und vielleicht, ganz vielleicht, bedeutet Führung vor allem eins: den Mut, sich selbst und das System immer wieder neu zu hinterfragen.
Denn wenn du nur führen willst, um Recht zu behalten – wird am Ende niemand folgen.
Lust auf mehr Grenzgänge? Dann bleib dran. Hier wird Führung nicht verklärt – sondern enttarnt. Mit einem Augenzwinkern, einem Seitenhieb und dem ehrlichen Versuch, in diesem absurden Tanz nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Herzliche Grüße. Deine Kristin von #Gedankenakrobaten