Warum Experimente die bessere Strategie sind als jeder „Masterplan“
Es gibt diese typischen Management-Phrasen: „Wir brauchen einen klaren Fahrplan.“ – „Das Projekt muss von Anfang an sauber durchgeplant sein.“ – „Bitte keine Experimente!“
Klingt solide. Klingt professionell. Klingt nach Kontrolle.
Und genau darin liegt der Denkfehler.
Denn Führung in unsicheren Zeiten bedeutet nicht, alles vorherzusehen. Führung bedeutet, sich mit Unsicherheit zu verbünden. Willkommen in der Welt der Experimente: unbequem, unberechenbar und genau deshalb wirksam.
Experimente sind keine Spielerei. Sie sind Ergebnisoffenheit pur
Ein Experiment ohne Ergebnisoffenheit ist nur ein Projekt mit hipper Überschrift.
Wir kennen es alle: Da wird eine „Pilotphase“ ausgerufen und im Grunde ist längst klar, welches Ergebnis „herauskommen soll“. Das ist kein Experiment. Das ist Theater.
Echte Experimente dagegen zwingen uns, Ungewissheit auszuhalten. Sie trainieren unsere Fähigkeit, mit Überraschungen klarzukommen.
Reflexionsfrage:
Wann hast du zuletzt eine Entscheidung getroffen, ohne das Ergebnis vorher absichern zu können?
Im Kleinen anfangen statt im Großen scheitern
Das romantische Bild vom „unternehmensweiten Roll-out“ ist verführerisch und gleichzeitig naiv.
Experimente starten klein. Sie wirken wie ein Reagenzglas im Labor: minimaler Aufwand, maximale Erkenntnis.
Und: Sie sind Teil des realen Geschäfts. Keine „Kultur-Sandkastenspiele“, bei denen alle mal spielerisch kreativ sein dürfen, bevor man wieder zum „richtigen Arbeiten“ übergeht.
Keine Versuchskaninchen, sondern Freiwillige
Ein Missverständnis hält sich hartnäckig: Experimente bedeuten, dass Mitarbeitende zum Versuchskaninchen gemacht werden. Falsch.
Echte Experimente zwingen niemanden. Sie brauchen Menschen, die sich freiwillig exponieren, weil sie Veränderung wollen. Ohne diese Haltung bleibt alles beim Alten.
Gedankenakrobaten-Moment:
Auch ich habe schon gedacht: „Ach, das probiere ich einfach mal mit der Gruppe XY aus.“ Klingt harmlos, bis ich gemerkt habe, dass die Menschen selbst keine Lust auf Veränderung hatten. Ergebnis? Null. Erkenntnis? Groß: Ohne Commitment geht gar nichts.
Komplexität erhöhen statt wegdiskutieren
Experimente sind unbequem, weil sie die Komplexität sichtbar machen, die wir gern ignorieren.
Im Alltag wollen wir gern einfache Antworten: Ja oder Nein, Erfolg oder Misserfolg. Ein Experiment zeigt dir stattdessen: Es ist kompliziert.
Das nervt und genau darin liegt ihr Wert.
Hypothesen statt planloser Aktionismus
Experimente starten immer mit einer Hypothese. Ohne sie landet man im zufälligen Ausprobieren.
Beispiel: „Wir probieren einfach mal ein neues Führungskonzept aus“ ist keine Hypothese, sondern Aktionismus.
Eine Hypothese wäre: „Wenn wir Feedback wöchentlich statt jährlich geben, steigt die Teamzufriedenheit spürbar.“ Damit hat man ein klares Wenn–Dann-Gerüst.
Der Mut zur Irritation
Experimente entfalten ihre Wirkung nicht im luftleeren Raum, sondern mitten im bestehenden System. Das bedeutet: Sie stören Routinen. Sie irritieren. Und genau das macht sie so wertvoll.
Aber: Dieser Mut fehlt oft. Denn gewohnte Logik wirkt auf den ersten Blick „sicherer“.
Führungskräfte brauchen deshalb die Fähigkeit, Irritation nicht als Gefahr, sondern als Chance zu verstehen.
Fazit: Ohne Experimente keine Zukunft
Wer alles „durchplanen“ will, verhindert Innovation.
Experimente sind unbequem, unvorhersehbar, manchmal chaotisch, aber sie sind der einzige Weg, wie Organisationen lernen.
Kernaussage:
Führung bedeutet, den Raum für Experimente zu öffnen und die Unsicherheit, die sie mitbringen, nicht als Fehler, sondern als notwendige Bedingung für Fortschritt zu sehen.
Deine Kristin von #Gedankenakrobaten









