Wenn Kunst heilt und Kultur tanzt – Warum "Expressiveness" mehr ist als ein schickes Fremdwort

Erinnerst du dich an diesen einen Moment? Du stehst vor einem Kunstwerk. Kein Rembrandt vielleicht – eher ein Straßenkünstler in Lissabon, der mit Kreide das Pflaster in ein Farbenmeer verwandelt. Oder an das Gedicht, das du zufällig gelesen hast, als du eigentlich nur kurz Insta checken wolltest – und plötzlich waren da Tränen in deinen Augen. Diese Momente, in denen Kultur nicht nur Dekoration ist, sondern Rettungsanker, Flutlicht, Lebenslinie.

Genau hier setzt das neue Format KaleidoskoPP der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie (DGPP) an. Sie stellen die Frage:

  • Warum genau begeistert uns Kultur eigentlich so sehr – und was passiert dabei in uns?

Die Kultur als Katalysator für das Menschsein

Forschung aus den Humanities und dem Human Flourishing Project hat drei große Antworten auf dieses „Warum“ gefunden:

  • Ästhetische Erfahrungen – weil Schönheit heilt.

  • Individuelles und gesellschaftliches Wachstum – weil wir durch Kultur nicht nur uns, sondern auch andere besser verstehen.

  • Bedeutungsschöpfung – weil Kunst Dinge sagen kann, für die wir selbst keine Worte finden.

Ziemlich tief, oder?

Aber Moment – es wird noch besser. Im Jahr 2018 entwickelte James Pawelski mit seinem Team das sogenannte RAISE-Modell. Fünf Wege, wie Kultur uns nicht nur unterhält, sondern innerlich verwandelt:

  1. Reflectiveness – Reflexion über Werte, Weltbilder, alte Muster.

  2. Acquisition – Wir lernen. Nicht nur Wissen, sondern auch neue Sichtweisen.

  3. Immersion – Wir tauchen ein. Verlieren uns, um uns neu zu finden.

  4. Socialization – Wir erkennen uns in anderen. Werden sozialer. Verbundener.

  5. Expressiveness – Wir drücken aus, was sonst keinen Kanal findet.

Und genau hier hat mich der Kommentar von Maik Baum – Musiker, Coach, Künstler mit Tiefgang – richtig gepackt. Denn er schreibt:

„Ich habe für mich erfahren, dass ich krank werde, wenn ich keine Musik mache.“

Boom. Ehrlicher kann man’s kaum sagen.

Expressiveness: Wenn Nicht-Ausdrücken krank macht

Dieser fünfte Pfad – Expressiveness – ist nicht nur ein nettes Extra im Werkzeugkasten der Persönlichkeitsentwicklung. Für viele von uns ist er Überlebensstrategie.

Maik zitiert dazu den Satz:

„The opposite of depression is not joy; its expression.“

Wenn du dich je leer gefühlt hast, obwohl du eigentlich „alles hast“ – dann weißt du, was gemeint ist. Wenn du je eine Melodie in dir hattest, aber keine Bühne – oder eine Wut, aber keinen Pinsel – dann hast du das gespürt: Ausdruck ist kein Luxus. Er ist (überlebens-)notwendig!

Ich selbst kenne das gut. Sobald ich aufhöre zu schreiben, zu kreieren, zu verbinden – beginnt etwas in mir zu schrumpfen. Es ist, als ob mein innerer bunter Blumenstauß langsam vertrocknet. Erst kippen die Pflanzen, dann sterben die Farben. Und irgendwann wird selbst Kaffee nur noch bitter …

Kunst, Musik, Literatur – das sind keine Fluchtpunkte. Sie sind Rückverbindungen. Zum Selbst. Zu anderen. Zum „Warum bin ich eigentlich hier?“

Und was bringt dir das jetzt?

Vielleicht denkst du: „Ja, schön und gut. Aber ich bin weder Künstler noch Philosoph. Ich hab einen normalen Job. Deadlines. Steuern. Familie.“ Klar. Und genau deshalb brauchst du Kultur. Weil sie dich nicht fragt, was du leistest, sondern wer du bist.

Kultur hilft uns, nicht zu funktionieren – sondern zu leben.

Also, konkret:

  • Du musst nicht ins Museum. Lies ein Gedicht. Oder schreibe eins.

  • Du musst kein Musiker sein. Sing beim Duschen. Oder brülle mit bei Queen.

  • Du musst keine Bühne haben. Hol dir ein Notizbuch. Einen Malkasten. Eine Mundharmonika. Irgendwas.

Denn, wie Maik Baum so schön sagt:

„Das lässt mein Künstler-Herz hüpfen!“

Und vielleicht ist es genau das, was wir brauchen in dieser Zeit: Mehr hüpfende Künstler-Herzen. Nicht nur auf der Bühne – sondern überall. Auch im Büro. Im Bus. Beim Finanzamt. Beim Waldspaziergang.

Denn wenn Kultur tanzt, tanzt das Leben mit.

Und du? Welcher der fünf Pfade spricht dich besonders an? Wann hast du das letzte Mal erlebt, dass dich ein Kunstwerk verändert hat? Ich freue mich über deinen Kommentar – oder besser: deinen Ausdruck. 💬🎨🎶

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Quellen & Inspiration:

  • Deutsche Gesellschaft für Positive Psychologie (DGPP) – LinkedIn-Beitrag zu KaleidoskoPP

  • RAISE-Modell nach Pawelski et al. (2018)

  • Kommentar von Maik Baum auf LinkedIn

  • Eigene Lebenserfahrung mit Ausdrucksverdrängung und kreativer Selbstrettung