
Glaube oder Gehorsam? Eine unbequeme Frage
Ich habe den Film Heretic gesehen und er hat mich nicht losgelassen.
Nicht wegen lauter Schockeffekte. Nicht, weil ich mich gegruselt habe.
Sondern, weil mich ein Gedanke gepackt hat wie eine kalte Hand im Nacken:
Ist Glaube wirklich ein inneres Licht?
Oder ist er nur eine schön verpackte Form der Kontrolle?
Heretic ist kein Film über Geister. Er ist ein Film über Überzeugungen.
Und darüber, was passiert, wenn diese Überzeugungen nicht mehr tragen, sondern dich in Gefahr bringen.
Glaube: Ein innerer Kompass oder eine äußere Zwangsjacke?
Wir diskutieren hier nicht über Religion im engeren Sinne.
Sondern über Glauben als Prinzip. Als Zustand. Als Machtstruktur.
Über das, was wir für wahr halten, ohne es zu wissen.
Über das, was uns Halt gibt, oder kontrolliert.
Ich habe mal zusammengefasst, wie meine innere Debatte mit zwei gegensätzliche Stimmen klingt, die in mir hochkamen, als ich den Film schaute.
These Eins: Glaube ist Kontrolle im Mantel der Erlösung
Lassen wir die Romantik beiseite: Glaube ist ein System zur Steuerung menschlicher Unsicherheit.
Er definiert, wer du bist, was du darfst, was du fürchten sollst.
Er gibt Regeln vor, aber nennt sie ‚Sinn‘.
Er formt dein Weltbild, aber behauptet, du hättest es gewählt.
Glaube wirkt subtil. Sanft. Verführerisch.
Aber genau deshalb ist er so gefährlich.
Denn Glaube gibt dir nicht nur Antworten.
Er nimmt dir auch die Erlaubnis, andere Fragen zu stellen.
Im Film Heretic wird das auf brutale Weise offengelegt: Zwei junge Missionarinnen glauben zu retten. Doch ihr Gegenüber stellt ihnen eine Frage, die sie aus dem Gleichgewicht bringt:
”Glaubst du oder wiederholst du nur, was dir gesagt wurde?”
In dieser Frage liegt Sprengkraft. Nicht nur für Religion, sondern für jede Ideologie.
Denn Glaube, im Kollektiv, funktioniert nur, wenn Zweifel unterdrückt werden.
Und oft, das zeigt die Geschichte eindrücklich, dient Glaube nicht der Seele, sondern der Ordnung.
Glaube stabilisiert Herrschaft. Glaube konserviert Rollenbilder.
Und ja: Glaube war und ist ein perfekter Verstärker für patriarchale Systeme.
Denn wer definiert, was „heilig“ ist, entscheidet auch, wer schweigen soll.
These Zwei: Glaube ist Hoffnung, ein radikaler Akt der Menschlichkeit
Aber ist Glaube wirklich Unterwerfung? Oder vielleicht der mutigste Akt von allen?
Glaube heißt, etwas für möglich zu halten, obwohl du es nicht beweisen kannst.
Glaube heißt: Ich hoffe. Ich liebe. Ich suche.
Und ich gebe nicht auf.
Glaube ist mehr als das, was dir die Institutionen einflüstern.
Er ist auch das, was dich morgens aufstehen lässt, obwohl du nichts weißt, nur fühlst.
Er ist nicht immer religiös. Er kann auch atheistisch sein, politisch, poetisch.
Er ist das leise Flüstern im Inneren: „Da muss doch noch etwas sein.“
Und: Glaube kann heilen.
Nicht, weil er „wahr“ ist, sondern weil er trägt, wo Wissen nicht reicht.
Glaube kann Gemeinschaft stiften, ohne auszugrenzen.
Er kann tief individuell sein und trotzdem verbinden.
Da steh ich nun mit der Frage: Wo endet Hoffnung und wo beginnt Selbsttäuschung?
Der Grat ist schmal.
Denn Glaube kann dich stark machen oder gefügig.
Er kann dich retten oder in die Irre führen.
Was als Hoffnung beginnt, kann zur Fessel werden.
Was als Freiheit empfunden wird, kann längst ein System sein, das andere für dich entworfen haben.
Ist das, woran du glaubst, wirklich deins oder hat es jemand für dich formuliert?
Für mich gilt, Stand heute: Vielleicht ist Glaube wie ein Spiegel.
Er zeigt nicht nur, was du sehen willst, sondern auch, was du fürchtest.
Er kann dir die Kraft geben, weiterzugehen oder den Mut rauben, selbst zu denken.
Vielleicht liegt die wahre Frage also nicht im Glauben selbst.
Sondern in seiner Quelle und in seinem Zweck.
Schlussfrage: Wem gehört dein Glaube?
Heretic zeigt, was passiert, wenn ein Glaube nicht mehr schützt.
Wenn die Ordnung kippt.
Wenn du plötzlich nicht mehr weißt, was du weißt, sondern nur noch glaubst, dass du glaubst.
Und genau da wird es spannend.
Denn sind ist nicht Unglaube oder Zweifel das Gegenteil von Glaube, sondern Kontrolle oder Gehorsam.
Was denkst du?
▶ Ist Glaube ein Licht oder eine Kette?
👇 Schreib’s gern als PN oder – so du magst – in die Kommentare. Erzähl, was du glaubst und warum.
Denn Debatte ist kein Angriff. Sie ist eine Einladung zur Tiefe.
Eure Kristin von #Gedankenakrobaten
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