
Held ohne Applaus
Warum das Verhindern von Katastrophen selten auf dem Gehaltszettel landet.
Kennst Du diesen leisen Schmerz? Du hast mal wieder eine Katastrophe verhindert – aber niemand hat’s gemerkt.
Im Gegenteil: Deine Arbeit sieht so glatt aus, dass es wirkt, als gäbe es nichts zu tun.
Willkommen in der Welt der unsichtbaren Leistung.
Der Welt, in der Brände, die nicht ausbrechen, auch nicht zählen.
Was wird gefeiert?
Ganz einfach:
Der Feuerwehrmann, der das brennende Haus löscht – kriegt Lob, Heldenstatus, eine Gehaltserhöhung.
Der Denker, der das Feuer vorher verhindert hat – wird gefragt, ob er „überhaupt was tut“.
Denn Prävention macht keine Schlagzeilen.
Und schon gar keine Karrieren.
Hochbegabung als Undercover-Kompetenz
Viele Hochbegabte erkennen systemische Schwächen – bevor sie zum Problem werden.
Sie agieren im Verborgenen, justieren still. Nicht aus Geltungsdrang, sondern aus innerem Antrieb. Und damit schaffen sie Wert – der nicht sichtbar wird.
Hier ein paar Beispiele aus dem echten Leben:
Die IT-Sicherheitsfrau, die zehn Jahre keine Sicherheitslücke zulässt – wird eher als langweilig denn als genial wahrgenommen.
Der Projektmanager, der alle Stolpersteine vor dem Kick-off beseitigt – wird übergangen, weil „eh alles glatt lief“.
Die Assistentin, die zwei Führungskräfte parallel stabilisiert – verliert ihre Stelle, weil man denkt, „das kann ja nicht so viel Aufwand sein“.
Was Du siehst, ist Effizienz.
Was Du nicht siehst, ist kognitive Brillanz.
Warum ist das so schwer zu sehen?
Weil unser Maßstab für Leistung kaputt ist.
Er misst:
Zeit, nicht Wirkung.
Aufwand, nicht Voraussicht.
Drama, nicht Prävention.
Wir belohnen Stress – nicht Struktur.
Chaos – nicht Kontrolle.
Rettung – nicht Verhinderung.
Und dann ist da noch… die Angst
Die stille Angst. Nicht dramatisch. Aber nagend.
„Was, wenn ich nur dann gesehen werde, wenn alles zusammenbricht?“
„Was, wenn meine beste Arbeit immer dann unsichtbar bleibt, wenn sie am wichtigsten ist?“
Diese Angst ist nicht irrational. Sie ist real.
Sie ist systemisch eingebaut. Und sie betrifft vor allem jene, die denken, bevor andere fühlen.
Was Du tun kannst
Hier ein paar grenzgängerisch-praktische Gedanken:
Als Hochbegabte:r:
Mach das Unsichtbare sichtbar
Nein, nicht protzen. Aber benennen.
Sag: „Ich habe bewusst x getan, um y zu vermeiden.“Vermeide falsche Bescheidenheit
Nur weil es Dir leichtfällt, heißt das nicht, dass es leicht ist.Finde Deinen Maßstab
Du bist nicht „schnell“, Du bist effizient. Du bist nicht „komisch“, Du bist komplex.
Als Führungskraft:
Bewerte Wirkung, nicht Präsenzzeit
Frag: Was ist heute besser, weil Du hier warst?
Nicht: Wie lange warst Du hier?Hebe Prävention hervor
Lass Mitarbeitende erklären, was nicht passiert ist – weil sie gut waren.Schaffe psychologische Sicherheit
Für Ideen, die der Zeit voraus sind. Für Stimmen, die nicht schreien.
Die letzten beiden Artikel zeigen:
Du lebst im Paradox: Du wirkst, aber du wirkst im Verborgenen.
👉 Vielleicht ist es an der Zeit, das System so zu irritieren, dass es wieder sieht.









